Meine ersten 3 Wochen in Indien

 

Wie ich gehört habe, haben schon einige gefragt, wie es mir so geht und ob es schon Neuigkeiten gibt. Mir geht es gut, aber ich fang einfach mal von vorne an:

 

Die erste Woche haben wir fünf Freiwilligen zusammen in Delhi verbracht, was für den Anfang wirklich guttat. Wir hätten uns alle in Istanbul am Flughafen treffen sollen, aber was wäre die Anreise für eine Anreise, wenn alles glatt laufen würde? Felix und mein Flug aus München kam viel zu spät in der türkischen Hauptstadt an, sodass wir zwar zu unserem Gate gejoggt sind, dieses jedoch schon geschlossen hatte. Nachdem wir ein bisschen gebettelt haben, durften wir dann glücklicherweise doch noch einsteigen, doch leider war das ein bisschen zu früh gefreut. Nachdem unsere Umstiegszeit nämlich nur so kurz war, hat das Gepäck, wie wir morgens um 4:30 Uhr in Delhi feststellen durften, den Umtransport nicht ganz geschafft. Völlig erschöpft haben wir dann mit unserem Fahrer den Flughafen verlassen, doch sobald wir draußen ankamen, hatten wir das Gefühl, gegen eine Wand zu laufen. Die Luftfeuchtigkeit war extrem hoch, es war unglaublich warm und alles war laut, chaotisch und völlig fremd. Die ersten Eindrücke verarbeitend sind wir schließlich zu unserem Hostel gefahren, wobei ich schon wieder tausend Tode gestorben bin, bei der abgefahrenen Fahrweise der Inder. Blinker und Spiegel werden völlig überbewertet, teilweise existieren die gar nicht, aber solange die Hupe funktioniert, funktioniert das Verkehrssystem auch. Wäre schön gewesen, wenn das schon alles gewesen wäre. Aber Ampeln und Verkehrsschilder sind eigentlich auch nur Richtlinien, genauso wie Fahrspuren. Denn schnell wird aus einer nur dreispurigen Straße plötzliche eine Fünfspurige und alles endet in einem hupenden Chaos, was dennoch irgendwie funktioniert. Der Rest der Woche war dann glücklicherweise nicht mehr ganz so aufregend. Wir fünf haben alle relativ gut zusammengepasst und das Leben in unserer WG ziemlich gut auf die Reihe bekommen. Ein bisschen ungewohnt war nur, dass jeden Vormittag ein Mitarbeiter reinkam und angefangen hat, um uns herumzukehren, aber auch da gewöhnt man sich dran. Tagsüber kam unser anfänglicher Mentor Ashish (Bild ganz links) und hat uns über Kulturschocks, kulturelle Unterschiede und wichtige Dinge aufgeklärt, die wir beachten sollten. Außerdem haben wir zusammen über unsere Projektplätze mit den dazugehörigen Plänen diskutiert. Unterbrochen wurde das Ganze jeden Tag von einem ausgiebigen Mittagessen in einem Restaurant, was wirklich lecker war, nur an die Schärfe musste ich mich erst mal gewöhnen. Die Organisation vor Ort war wirklich gut, als wir dann aber auf wichtige Details gekommen sind, die unsere Projekte und die Anreise dorthin betraf, fiel uns auf, dass wir einiges noch gar nicht wussten. Dadurch kam gegen Ende nochmal etwas vermeidbarer Stress auf, der aber glücklicherweise geklärt werden konnte.

 

 

 

Am zweiten September ging es dann für Felix und mich hoch ins Gebirge nach Leh. Der Flughafen ist echt putzig, was aber nicht ganz so süß war, war das Militär, dass überall zu sehen ist. Auf dem Weg vom Flughafen zu unserer Organisation führte unsere Straße ausschließlich zwischen zwei Mauern mit Stacheldrahtabschluss hindurch. Links und rechts war also nur Militärgebiet, was mich anfangs etwas einschüchterte. Wie sich aber bald herausstellen wird, gewöhnt man sich wirklich schnell daran und außerdem sind die Soldaten alle unglaublich nett. Aber nicht nur die, sondern eigentlich alle Menschen, die ich bis jetzt in Indien getroffen habe, sind so wahnsinnig herzlich und zuvorkommend. Das ist auch der Grund, warum der 45 minütige Weg zu Fuß in die Stadt auch gar kein Problem darstellt. Sobald ein Auto an einem vorbeifährt, hält es entweder selber an oder man winkt ihm kurz zu, sodass es stehen bleibt. Man sagt dem Fahrer einfach, wo man hinmöchte und er nimmt dich soweit mit, wie es eben auf seinem Weg liegt. Manchmal fährt der Fahrer auch extra einen Umweg, so, dass er dich an deinem Ziel absetzen kann. Sowas kennt man von Deutschland gar nicht, was ich wirklich schade finde, weil das meiner Meinung eine echt coole Sache ist, die das Leben manchmal einfacher macht und auch keinen großen Aufwand mit sich bringt.

 

So und jetzt mal zur Arbeit: Die ersten drei Tage hatten wir frei, um uns zu akklimatisieren und uns einzurichten. Also ist an den Tagen bis auf auspacken, essen und schlafen nicht viel passiert. Am vierten Tag wollte unser Chef dann mal vorbeikommen und mit uns über unsere Projekte und den Jahresplan zu reden. Nachdem dieser aber nicht kam, hatten wir noch einen vierten freien Tag. Am Darauffolgenden kam er dann glücklicherweise tatsächlich und erklärte uns, dass wir jetzt am Anfang erst mal mit seinen Mitarbeitern mitkommen und ihnen etwas unter die Arme greifen werden. Nach einer gewissen Zeit, stellt er uns dann alle möglichen Projekte vor, wovon wir uns jeweils eines aussuchen sollen, womit wir uns dann das Jahr über beschäftigen werden. Außerdem teilte er uns mit, dass morgen einer der Mitarbeiter mit uns zur Polizeistation fahren würde, um zu klären, was wir für unsere Ausländerregistrierung brauchen. Tja, nur leider ist auch er am nächsten Tag nicht erschienen und so mussten wir uns wieder etwas Neues einfallen lassen, wie wir den Tag rumbekommen. Als er dann am nächsten Tag kam verbrachten wir unseren Donnerstag wartend auf dem Revier. Der Rest des Tages und auch der Freitag wurden dann damit zugebracht, die nervigen Onlineformulare auszufüllen und Dokumente hochzuladen, die wir dafür benötigten und anfangs teilweise nicht mal besaßen. Am Samstag wurden wir dann endlich nach 10-maligem Abstürzen des Computers registriert und verbanden den Ausflug nach Leh mit einer Touriattraktion. Wir fuhren hinauf zum Tsemo-Kloster, von wo aus man einen superschönen Blick über die ganze Stadt und die Berge hat. Anschließend wollten wir es uns nicht entgehen lassen, in einer der German Bakeries vorbeizuschauen.Es ist ziemlich witzig, was die darunter verstehen, denn deutsch war die sicher nicht, mit ihren wilden Fischshakes und anderen verrückten Dingen.

 

Am Montag sind wir dann erstmals mit zwei LEHO-Mitarbeitern zu einer Schule gefahren, haben uns das Gelände etwas angeschaut und Feuerlöscher aufgehangen. Am Tag darauf, hat unsere Arbeit dann wirklich begonnen und wir durften den dankbaren Job annehmen, das Geländer zu den Trockentoiletten der Schule mit Schleifpapier vom Rost zu befreien und sie dann anschließen mit zwei verschiedenen Schichten zu lackieren. Netterweise haben wir zwischen unserer Arbeit an der Schule immer Mittagessen bekommen, um dann frisch gestärkt, weiterschleifen zu können... Gegen 15:30 Uhr sind wir dann mit dem Schulbus nach hause gefahren. Das war echt cool, weil man einerseits so viel von der Umgebung gesehen hat, was man normalerweise nicht wirklich zu Gesicht bekommt, andererseits hat es extrem viel Spaß gemacht, sich mit den anderen Kids im Bus mit Händen und Füßen zu unterhalten. Donnerstagabend gab es dann in dem kleinen Ort der Schule einen starken Sturm, sodass Solarpanele und auch einzelne Betonbrocken vom Dach gerissen worden sind, wodurch ein Glasvorbau der Schule zu Bruch ging. Deshalb hatten wir dann unplanmäßig Freitag frei, mussten dann aber Samstag nochmal ran, um unsere Arbeit am ersten Klo fertigzustellen. Völlig erschöpft und voller roter Farbsprenkel sind wir dann Samstag ins Bett gefallen und haben uns auf unseren freien Sonntag gefreut. Den haben wir wieder in der Stadt verbracht. Wir sind erst hoch zum alten Königspalast gelaufen und haben diesen besichtigt. Auch hier war der Ausblick wieder super! Witzig war nur, dass Einheimische für den Eintritt 25 Rupien (ca. 20ct) zahlen, Ausländer hingegen 300 Rupien (ca. 3,50€). Als wir wieder unten ankamen, hat uns dann der Hunger gepackt und wir haben uns erst mit Momos und dann mit Pizza den Bauch vollgeschlagen. Anschließend ging es wieder zurück zum LEHO-Gebäude, wo dann der Rest des Tages mit Skypen verbracht wurde.

 

Ach ja und noch kurz ein paar Sätze zu den Lebensumständen hier: Felix und ich haben jeweils ein eigenes Doppelzimmer, was wir aber später wahrscheinlich mit anderen Freiwilligen aus Schweden teilen müssen. Die Zimmer bestehen aus zwei Betten und einem relativ neuen Bad, was aber nicht wirklich genutzt werden kann. Der Grund dafür ist, dass es kein fließendes Wasser gibt. Um aufs Klo zu gehen müssen wir auf die hinter dem Haus liegende Trockentoilette und Wasser zum Duschen oder Händewaschen holen wir mit einem Eimer aus einem großen Behälter im Hof. Zum Glück gibt es aber zwei Verschiedene davon, einen mit kaltem und einem mit heißem Wasser, wodurch man sich die perfekte Duschwassertemperatur zusammenmischen kann. Geduscht wird dann mit einem kleinen Messbecher, womit man sich das Wasser überschüttet. Nach zweimaligem Haarewaschen bin ich jedoch zu der Überzeugung gekommen, meine Haare mindestens 15cm abzuschneiden, weil mir das mit der Länge absolut auf den Keks geht. Schade ist noch, dass wir keinen Kleiderschrank haben und so mussten vier Plastikstühle dafür herhalten, auf welche jetzt meine Klamotten verteilt sind. Zu Essen bekommen wir morgens, mittags und abends von zwei Frauen hier gemacht, was sich aber in ein paar Tagen ändern wird, denn von da an müssen wir uns selbst um Frühstück und Abendessen kümmern. Die Mahlzeiten jetzt bestehen morgens aus Weizenfladen mit Marmelade und ab und zu Rührei. Mittags gibt es immer Reis mit zwei verschiedenen Beilagen, die einmal aus Linsen und andererseits gut gewürztes Gemüse bestehen. Zum Abendessen bekommen wir entweder das Gleiche nur mit anderem Gemüse, eine Art Nudelsuppe, gebratene Nudeln oder Momos.

 

 

 

Das waren also die Erlebnisse der ersten drei Wochen, ich bin gespannt, was jetzt als nächstes kommt.

 

 

 

Bis bald,

 

Lena

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 5
  • #1

    Blib blub (Mittwoch, 19 September 2018 09:45)

    Du bimst doof

  • #2

    Ravi Bargeld (Freitag, 21 September 2018 11:45)

    Sehr schön geschrieben. :)
    Ich bin gespannt auf weitere Berichte.

  • #3

    Antje (Sonntag, 23 September 2018 09:00)

    Hi Lena,
    das klingt ja wirklich nach Abenteuer, aber du schlägst dich tapfer!
    Freu mich, wieder von dir zu lesen,
    bleib gesund- ganz liebe Grüße ��

  • #4

    Silke (Mittwoch, 26 September 2018 21:37)

    Hallo Lena! Das klingt nach einer großen Herausforderung. Wir wünschen dir weiterhin Durchhaltevermögen. Bleib gesund! Wir freuen uns auch über neue Berichte.

  • #5

    Ute (Freitag, 28 September 2018 16:52)

    ein wirklich guter Beitrag - ich habe mir den Block gemerkt und werde immer mal wieder vorbei schauen. Viel Glück und Erfolg und vor allem viel Freude bei Deinem Einsatz welcher mit Sicherheit nicht immer einfach sein wird. Eine gute Portion Gelassenheit und Anpassungsfähigkeit wird helfen. Ich drücke die Daumen, dass es ein im positiven Sinn unvergessliches Jahr sein wird.